Augenblicke auf Korfu Augenblicke auf Korfu. Hans-Jürgen Gaudeck. Hans-Bernhard Schlumm. Zum Buch.
Das Achillion – Sissi und Kaiser Wilhelm II.

Aus einer Sendung im deutschen Fernsehen erfuhr ich in diesem Frühjahr, dass das Achillion den zweiten Platz unter den meistbesuchten Museen in Griechenland einnimmt. An den dort vorhandenen Kunstschätzen kann es nicht liegen, eher vermutlich am ungebrochenen Mythos Sissi. Wer sich wirklich für Sissi interessiert, sollte zu der ernsthaften und gut lesbaren Sissi – Biographie der österreichischen Historikerin Brigitte Hamann greifen, oder zu den lesenswerten Tagebuchblättern ihres Griechischlehrers Constantin Christomanos.

Ich besuche das Achillion regelmäßig, doch nach Möglichkeit außerhalb der Saison. Leider wurde die Villa während der Weltkriege, in denen man sie als Lazarett nutzte, wiederholt Opfer von Plünderungen. Was mich immer wieder aufs Neue fasziniert, ist der so auffallend krasse Gegensatz der Persönlichkeiten, die im Achillion residierten. Auf der einen Seite die romantische, nachdenkliche und künstlerisch interessierte Sissi und auf der anderen der stets in imperialer Pose auftretende Kaiser.

Die beiden Achilles Statuen in dem wunderschönen kleinen Park bringen diesen Gegensatz auf den Punkt. Ihr praktisches und dichterisches Engagement für die Errichtung eines Denkmals ihres Lieblingsdichters Heinrich Heine brachte Sissi in den 80er Jahren in Bedrängnis.


Unmittelbar nachdem Kaiser Wilhelm das Achilion käuflich erworben hatte, ließ er die Heine Statue entfernen, die Sissi nach der gescheiterten Errichtung eines Heinedenkmals in Düsseldorf, in einem kleinen Tempel im Garten des Achillions hatte aufstellen lassen. Dem Bildhauer der Heine Statue gegenüber meinte sie: »Heine selbst würde mit diesem Platz zufrieden sein … Denn hier ist alles, was er liebte! Die schöne Natur, der lachende Himmel über sich, die prächtige Umgebung, Palmen, Zypressen und Pinien. Dort die Gebirge und hier unten das Meer, das er so liebte, diesen einzigen, labungsvollen Frieden.« (Brigitte Hamann: S. 496)

Hans-Bernhard Schlumm